Nicht nur in Teutonien wundern sich die gemeinen Untertanen über die
Schildbürgerstreiche der ehrbaren Ratsherren. Auch in anderen
christlichen Ländern scheut sich die Obrigkeit nicht, ihren Untertanen
durch Schildbürgerstreiche aller Art etwas Unterhaltung in das
eintönige alltägliche Einerlei zu bringen.
Seit der Zeit als der
berüchtigte General Franco den Löffel abgegeben hat, hat sich in
Barcelona einiges geändert. Die öffentlichen Toiletten und Pissoirs
sind verschwunden und an ihrer Stelle sind auf der gut gedüngten Erde
massenhaft Mac Donald's und andere
postmoderne Hochgeschwindigkeitsabfütterungsanlagen wie Pilze aus dem Boden
geschossen. Auch Menschen, die in
Hochgeschwindigkeitsabfütterungsanlagen abgefüttert werden, haben
zuweilen ein menschliches Bedürfnis, und nicht jeder ist bereit der
Klofrau einen Euro für die Entsorgung eines halben Liters Urin
hinzulegen. Deshalb ist Barcelona zum größten
Freiluft-Pissoir Europas geworden. Ob die katalanischen
Ureinwohner oder die Xarnegos oder die legalen und unlegalen
Einwanderer aus dem Süden oder die versoffenen Billig-Touristen aus dem
Norden die schlimmsten Freiluft-Pisser sind, darüber streiten sich die Experten.
Es gibt auch noch andere Merkwürdigkeiten, durch die sich die
Katalanen von den anderen christlichen Nationen Europas unterscheiden.
Zur Adventszeit werden in Europa und in Katalonien an jedem
zivilisierten Ort Weihnachtskrippen aufgestellt. Zur
typischen katalanischen Weihnachtskrippe gehört der Caganer. Caganer
heißt auf Deutsch Scheißer, auf Preussisch Kacker, auf Fränkisch
Scheißerla und auf Schwäbisch Scheißerle. In der
idyllischen katalanischen Weihnachtskrippenlandschaft läßt das Scheißerla die Hosen
runter und scheißt gut versteckt hinter einem Gebüsch, aber nicht so
gut versteckt, daß man ihn nicht entdecken kann, wenn man oder Kind
nach ihm Ausschau hält.
Wie alle Jahre wieder läßt der ehrbare Rat der Grafenstadt auch
heuer auf dem Sant-Jaume-Platz eine riesige Weihnachtskrippenlandschaft
mit allem drum und dran aufstellen. Nur das Scheißerla darf heuer nicht
mit dabei sein, wenn uns der Heiland geboren wird, weil er den gemeinen
gräflichen Untertanen kein schlechtes Beispiel geben soll.